Auslober: Kooperative Grossstadt eG
Offener Wettbewerb | 81249 München | 2019
FREIHAMPTON gibt für das Prinzip eines partizipativen Genossenschaftsmodell und als Wohnungsbau eine robuste Struktur mit Aneignungsmöglichkeit durch die Bewohner vor
FREIHAMPTON erkennt seine Position im städtebaulichen Kontext und verpflichtet sich dem städtischen Raum. Durch das bewusste nicht besetzen der Ecke des Baufeldes entsteht eine gemeinsame Adresse für beide Baukörper. Es entsteht ein Ort der zufälligen und absichtlichen Begegnung, der sich durch die beiden Baukörper hindurch zum gemeinschaftlichen Garten im Innenhof entwickelt. Gemeinschafts- und Kooperationsräume stapeln sich entlang der Ostfassade des viergeschossigen Baukörpers. Auf einen Fahrradkeller wird zu Gunsten eines wirtschaftlichen und identitätsprägenden Fahrrad Hochregal verzichtet das sich auf der Südfassade des sechsgeschossigen Baukörpers befindet. Hochregal und Gemeinschaftsräume bilden die Platzfassaden und repräsentieren die ökologisch, nachhaltige geprägte Gemeinschaft nach außen.
Struktur und Organisation
Das forsche Vorhaben ist durch eine einfache und klare konstruktive Struktur geprägt. Eine aus Holz modular vorgefertigte Installationsschicht, gefüllt mit den Funktionsräumen Bäder und Küchen, übernimmt die Queraussteifung des Baukörpers. Durch vorgefertigte Raumtrennwände bzw. Wohnungstrennwände werden auf einem Raster alle Individualzimmer bzw. gemeinschaftlich genutzten Wohnräume abgetrennt. Der zukünftige Bewohner kann hierbei frei über die innere Organisation des Grundrisses mitentschieden. Das höchst anpassungsfähige System lässt sowohl einseitig orientiertes Wohnen als auf durchgesteckte Grundrisse zu. Der Kern als strukturelles Rückgrat, funktioniert hierbei als eine Art Raumfilter. Erschlossen werden die Wohnungen über einen gemeinschaftlichen Laubengang der dem Holzbau aus vorgefertigten Betonstützen- und platten vorgestellt wird. Zwischen Laubengang und den Individualräumen, befindet sich eine Pufferschicht das „Sonnenzimmer“.
Das Sonnenzimmer
Gemeinschaft im Wohnen entsteht wenn man sorgsam mit dem individuellen Bedürfnissen nach Rückzug umgeht. Man will dazugehören (Identität) und sich gleichzeitig abgrenzen (Individualität). Beides sind essenzielle Grundbedürfnisse des Menschen. Der Schlüssel zu einer hohen Wohnqualität liegt in der feinen Balance von Autonomie und Einordnung, von Isolation und Kommunikation – es ist ein dialektisches System. Wohnen und damit auch das Zusammenleben in einem urbanen, städtischen Kontext basiert letztlich auf einem gesunden Verhältnis von Nähe und Distanz – und der Freiheit, zwischen diesen beiden Polen hin – und herpendeln zu können. Das „Sonnenzimmer“ übernimmt das Bedürfnis des Hin – und Herpendelns. Je nach Bedürfnis versteht sich das Sonnenzimmer als Erweiterung des Individualraumes oder als Schnittstelle zur gemeinschaftlichen Laubengangerschließung. Durch eine leichte transluzente Schicht lassen sich beide Zustände herstellen. Je nach Bedürfnis wird die Raumschicht zum Puffer zwischen Individuum und Gemeinschaft oder zum Raum nachbarschaftlicher Begegnung.
Erschließung
Ein Lastenaufzug und eine Treppenanlage, die vom Vorplatz erschlossen werden verbinden alle Laubengänge und Geschosse mit einander. Das Antrittspodest der Treppe und die Aufzugsstationen befinden sich am Knotenpunkt der Laubengänge der beiden Baukörper an denen sich auch sämtliche Gemeinschaftsräume und Terrassen befinden. An den Enden der Laubengänge befinden sich jeweils der bauliche zweite Rettungsweg. Die überformte Treppenskulptur verbindet identitätsstiftend die Gemeinschaftsflächen und lässt durch ihre Spiralform die Vernetzung der unterschiedlichen Geschosse unendlich erscheinen.
Wohnungen / Typus
Alle geforderten Wohnungstypen aus dem Raumprogramm werden zunächst nachgewiesen. Es kann jedoch auch auf die Bedürfnisse der Bewohner und deren Lebenswirklichkeiten reagiert werden, indem man Wohnungstypen und deren Ausrichtung und Größe variiert.
Aneignungsmöglichkeiten
Die strenge Struktur ermöglicht die Ausbildung verschiedener Raumgrößen innerhalb des Grundmoduls von 3,36 m x 9,90m. Durch den Einbau oder den Rückbau leichter Trennwände lassen sich Wohnungen vergrößern oder verkleinern. Die innere Organisation des Grundrisses kann ohne größeren Aufwand dem Nutzerprofil angepasst werden
Fassade
Die Strassenfassade besteht aus modularen und vorgefertigten Fassadenelementen. Der Wechsel aus bodentiefen Fenstern und großformatigen Holzwerkstoffplatten schafft ein wohl proportioniertes und ruhiges Erscheinungsbild. Jeder Wohnung wird straßenseitig ein Individualaustritt vorgehängt. Der Außenliegende Sonnenschutz verschwindet unter einer blechernen Gesimsverlängerung.
Die leichte Laubengangkonstruktion aus standardisierten Betonfertigteilen und die transluzenten verschiebbaren Raumteiler des „Sonnenraums“ die an japanische Shoji erinnern, prägen die Fassade zum gemeinschaftlichen Garten.